Zwei Etappen und doch das heimische Bett

Die Tour mit der weitesten Anreise. Um 4:30 klingelt der Wecker, um 5:30 fahre ich mit dem Zug Richtung Pforzheim. Früh genug, dass der Fahrradtransport trotz Neun-Euro-Ticket kein Problem ist. Ganz vom Norden fange ich meine Schwarzwaldquerung, die auf zwei Tage verteilt ist und praktischerweise in Hinterzarten gesplittet ist, so dass ich die Nacht im heimischen Bett verbringen kann an. Dass es in den Schwarzwald geht merkt man fast direkt vom Bahnhof weg, denn gleich steigt die Straße an. Autofahrende überholen mit viel Abstand. Irgendjemand meinte, dass es hier sehr schlimm sei. Ich kann das nicht bestätigen, auch wenn es am Sonntagmorgen keinen repräsentativen Verkehr gibt. Zwar geht es berghoch los – insgesamt sind es aber keine langen Anstiege, sondern eher ein stetiges Hoch und Runter.

Das Wetter ist optimal – oft bewölkt und nicht so heiß wie die letzten Tage. Dazu vorwiegend Rückenwind. Herz, was willst Du mehr? Bewaldete Anstiege und Abfahrten wechseln sich ab mit tollen Panoramen auf den weiten Weideflächen des Nordschwarzwaldes. Besonders die Abfahrt Richtung Nagoldtalsperre genieße ich. Letztere kann ich allerdings nicht begutachten, denn kurz vorher führt die Strecke rechts weg um die verlorenen Höhenmeter wieder reinzuholen. Als ich auf die B294 vor Freudenstadt komme nehme ich ein Radwegschild war und denke noch „oh, da hat sich ja was getan, seit ich hier das letzte Mal vor ungefähr 25 Jahren fuhr…“ Zunächst ist nicht auszumachen, ob das Schild für die Straße durch den Wald oder einfach doch nur für den linksseitigen Geh-Radweg gilt. Ich optiere für letzteres. Schnell ist klar, dass das offensichtlich Murks war. Der Weg biegt links ab und verläuft parallel zur Bundesstraße genau bis zum Ende der Bushaltestelle. Auch der andere Weg durch den Wald ist hier nicht mehr sichtbar, sodass ich auf die B294 wechsle.

Dann erspähe ich ein asphaltiertes Band am Waldrand, vermute, dass das Schild vielleicht dort für einen anderen Weg gedacht war, biege links ab und renne in Crossmanier den Grünstreifen runter. Schnell aber wird klar, dass dieser Weg überall hin führt, nur nicht nach Freudenstadt. Ich wiederhole also mein Laufmanöver den Grünstreifen hoch und bleibe nun auf der Bundesstraße. Weit ist es ohnehin nicht, denn bereits die erste Ausfahrt – Freudenstadt Nord – ist meine. Im Ort stärke ich mich beim Bäcker und lerne mal wieder, dass deutlich reden hilft. Dann hätte ich nämlich mein geliebtes Mandelhörnchen bekommen, statt einem Mandelröllchen (wusste gar nicht, dass es so etwas gibt…)

Nach dem ich das andere St. Georgen (im Schwarzwald) hinter mir lasse, ist es nicht mehr weit bis ich nach einer schönen Abfahrt auf die Straße von letzter Woche treffe, an der ein Schild Furtwangen noch 3,5 Kilometer ankündigt. Selten sind Straßenschilder so genau – nachgemessen habe ich es ohnehin nicht. Dieses Mal bleiben mir Hexenloch und Anstieg zur Glashütte erspart, denn es geht nach dem Anstieg aus Furtwangen schnurstracks auf die B500, die ich einfach bis Hinterzarten durchfahre. Dort ist das erste Teilstück geschafft. Den ursprünglichen Plan, zurück zum Thurner und dann über St. Märgen nach Hause verwerfe ich weil die Straße gesperrt ist. Stattdessen geht es mit dem Zug nach Freiburg-Wiehre, von dort rolle ich vollends heim, €5,90 leichter. Dass die Fahrradmitnahme auf der Höllentalbahn mittlerweile kostenlos ist ist an mir vorbeigegangen. Die Aussagen auf diversen Webseiten sind schwammig – auf BWegt fand sich eine Karte, in der es noch kostenpflichtig eingetragen war.

Am nächsten Morgen rolle ich frühmorgendlich nach Freiburg, um den 6:43 Zug nach Hinterzarten zu nehmen. Es sind doch noch einige andere Frühaufsteher unterwegs, aber Platz genug ist für alle. Von Hinterzarten rolle ich kleine Sträßchen durch ein Wohngebiet, Richtung Loipe nach Titisee. Die Morgenstimmung ist prächtig, der Nebel hängt noch über den Wiesen, während die Sonne sich schon langsam breit macht. Statt der Bunbdesstraße nehme ich den Weg durch den Wald, auch wenn er unasphaltiert ist. Es ist aber einfach zu schön hier. Nach Bärental nehme ich dieses Mal die Bundesstraße – stelle aber fest, dass sie wohl länger ist und mehr Höhenmeter hat als durch Altglashütten durch. Dann fahre ich das Äulemer Kreuz von der anderen Seite her als in Tour 14 (die ich ja aus organisatorischen Gründen vorgezogen hatte).

Was danach folgt ist einfach genial – eine Abfahrt die gefühlt 500km lang ist. Es will nicht aufhören mit rollen und landschaftlich ist es vom Feinsten. Weiter geht es durch kleine Ortschaften, schmale Landsträßchen und mit Rückenwind – da stört es auch nicht, dass die 500km-Abfahrt mittlerweile wieder durch einige Anstiege ergänzt wird. Bei Grenzach-Wyhlen ist es geschafft, die letzten flachen Kilometer bringen mich in die Schweiz und zum Badischen Bahnhof, dem Endpunkt dieser Tour.

Tourdetails:

Tourlänge: 322km (laut Buch 309km)
Höhenmeter: 4824hm (laut Buch 4426hm, laut Strava Route 4971hm) 

Westweg für Rennradler

Strecke auf Strava (Tag 1)

Strecke auf Strava (Tag 2)