Tour 3 - Wild & Herzlich
Diese Tour ähnelt sehr meiner absoluten Lieblingsrunde (Spirzen-Thurner-Linachtal-Neukirch-Simonswald) und so freue ich mich auf heute besonders. Das kalte Wetter schreckt mich nicht ab, denn die Vorfreude auf die radlerischen Leckerbissen heute ist einfach zu groß!
Fahre ich mich auf meiner Runde etwas länger flach ein, geht es hier bereits hoch nach Windenreute und kurz danach die 18% übers Gscheid. Dieser Anstieg war (von der anderen Seite, wenn ich mich recht erinnere) auch im Programm der deutschen Meisterschaften von 1993 - damals wurde Lokalmatador Christian Meyer aus Denzlingen zweiter, hinter Bert Dietz.
Der Simonwälder Anstieg ist dafür im Vergleich zum Spirzen ein Spaziergang. Zudem enthält er einen absoluten Leckerbissen - das Wildgutachtal. Beim Sternen geht es rechts weg in eine andere Welt. Dieses Stück bis zur Hexenlochmühle ist wirklich grandios.
Richtung Glashütte ist heute gesperrt - macht aber nichts, die Strecke geht ohnehin nach links. Zwei Kilometer vor Neukirch kommt eine scharfe Linkskurve - dort geht eine kleine, unscheinbare Straße weg. Ich hab sie erst vor kurzem durch einen Strava-Track von Simon Geschke entdeckt. Jan Ullrich kannte sie offensichtlich schon vor 20 Jahren...
Ich bin sie erst einmal gefahren und hatte die mir nicht mehr speziell angeschaut. Irgendwo muss ich einen Abzweig verpasst haben, denn so steil hatte ich das Stück nicht in Erinnerung... An einem Bauernhof grüßen die Anwohner und sind ein bisschen amüsiert. So viele Radler kommen hier wohl nicht vorbei -und schon gar nicht zu dieser Jahreszeit. Kurze Zeit später wird es richtig steil, es folgt sogar ein kurzes Stück ... gut, Kopfsteinpflaster ist es nicht, aber die Pflastersteine in Kombination mit der Steigung darf man im März bestimmt flandriesque nennen.
Danach endlich die ersehnte Abfahrt. In Urach grüßt ein großes Plakat die Olympiateilnehmerin im Skicross Daniela Mayer. Man sieht eine Holzplakette mit einer großen Drei drauf. Tja, bitter. Bei Olympia wurde sie vierte, wurde aber von der Jury auf Platz drei gesetzt, weil die Schweizer Konkurrentin sie angeblich behindert hatte. Durfte die Siegerehrung mitmachen. Die Schweizerin aber legte Protest ein und nachträglich wurde sie wieder als Bronzemedaillengewinnerin geführt. Bitter für beide Frauen.
Die Straße entlang der Linachtalsperre ist ein absoluter Highlight - und bedeutet auch das nahende Ende der Vertikalschufterei. Einmal noch ein kurzer Stich nach Neukirch, dann ist das meiste an Höhenmetern eingefahren. Ich ziehe jetzt doch noch die Regenjacke an, um auf der schattigen Abfahrt Richtung Simonswald keine Unterkühlung zu bekommen (um mal wieder den Bogen zu Jan Ullrich zu spannen - wer erinnert sich nicht an die Alpenetappe 1998, als Ullrich bei regnerischem und sehr kaltem Wetter fröstelte, einen Hungerast bekam und damit auch die Tour verlor?)
Im Tal ist es wieder warm, ich lasse die Regenjacke (die ich unters Langarmtrikot gezogen habe, weil sie sonst als Gegenwindsegel dient) an. Einmal noch zur Hochburg, der Anstieg, der bei der Regiotour 2007 im Zeitfahren in Sexau ebenfalls im Programm war. Ich lasse es gemütlicher angehen. Notgedrungen. Am Hofgut Hochburg herrscht reger Betrieb, sowohl am Milchautomat als auch am Parkplatz, denn viele sind von hier auf die Hochburg gewandert.
Das Ende ist dann wieder am Marktplatz in Emmendingen. Die Sonne lächelt immer noch. Ich auch.